Magische Kräfte
& wunderliche Entstehung
|
[ C. Plinius Secundus d. Ä. (Buch 37: 55-57) ]
Probieren Sie's aus! Ihr Juwelier freut sich über jeden neuen Kauf!
Man legt ihm viele Eigenschafften bey, als, daß er, wie Plinius schreibt, dem Hammer
widerstehe, in Bocks=Blut weich werde, wenn man ihn unter den Magneten leget, denselben binde,
daß er kein Eisen an sich ziehen könne, in Gold, Silber oder Stahl gefaßt, und an lincken Arm
gebunden, wider Unsinnigkeit, wilde Thiere, Krieg, Hader und Gifft, Fantasey und Anfall des
bösen Geistes diene, welches aber alles falsch, und ungegründet ist.
[...]
Ettmüllerus gibt Tom. I p. 687 den Ausschlag, daß der recht sauber gestossene Diamant dienlich
indem er die Säure an sich ziehe, der gröblich gestossene aber schädlich sey. Es ist
überhaupt eine kostbare Medicin, welche man mit präparierten Krebs=Augen und gebranntem
Hirsch=Horn ersetzen kan. Die durch die Chymie aus den Diamenten gezogeneen Salia und
Liquores haben grosse Krafft, sonderlich in Vertreibung der fallenden Sucht.
[...]
In der Sinnbild=Kunst hat der Diamant die Deutung der Treue, Beständigkeit, Reinigkeit,
der Unschuld, Tapfferkeit u.d.g.
[ Zedler (1732: Bd. 1 A-Am, Sp. 448-450) ]
Die Vorstellung, der Diamant werde durch Bocksblut bezwungen, entstammt der antiken Heilkunde, die Bocksblut für ein stark erweichendes und auflösendes Mittel hielt und dieses z.B. gegen Nierensteine verschrieb. Desgleichen sollte der Diamant, in den Harnstrang eingeführt, Blasen- und Nierensteine zerbrechen. Diamant soll unbesiegbar machen: noch im ersten Weltkrieg wurden geweihte Brillantringe getragen, die ihren Besitzer vor Verwundung schützen sollten. Durch seinen Glanz galt er als Abwehrmittel gegen Dämonen und von diesen gesandte Krankheiten. Den im April Geborenen soll er Tapferkeit, Treue und Beständigkeit verleihen.
[ Bächtold-Stäubli: Handwörterbuch des dt. Aberglaubens ]
Vom Doggi erzählt man auch, daß es nachts durch das Schlüsselloch in Schlafgemächer schleiche, sich über Kinder lege und an ihnen zu saugen versuche, so daß die Brustwarzen der armen Geschöpfe am Morgen rot und ganz geschwollen aussehen. Besonders aber in Ställe kommt es, saugt an den Kitzlein und zieht größeren Geißen die Milch bis auf den letzten Tropfen aus den Eutern. Ein Feuerstahl um den Hals des Kindes oder des Kitzleins gehängt, sichert diese gegen die Gewalt des Doggi. Wenn man die Geiß durch einen sogenannten Doggistein melkt, so ist sie für immer vor dem Doggi sicher. Der Stein ist von mäßiger Größe, plattrund und hat in der Mite ein rundes Loch; gefunden wird er nur von einem Glückskinde.
Der Doggistein ist dem Lochstein oder Drudenstein anderer Gebiete gleichzusetzen.
[ Zedler (1735: Bd. 11 Gm-Gz, Sp. 564) ]
In Tirol [...] glaubt man, er warne seinen Träger durch Verlieren des schönen Galnzes vor nahendem Unglück. [...] So nützte er ihm, wenn er vor Gericht ging, machte auf Reisen seines Gutes sicher, lieb und angenehm bei allen Menschen und bewirkte, daß ihm alles nach Wunsch ging.
[ Bächtold-Stäubli: Handwörterbuch des dt. Aberglaubens ]
Jacincti der sint trieslaht [drei Arten]. einer ist rôt. unde gruzelot [ körnig]. der ist och aller staine tiurost. dize ist sin natura. Ober in daz fiur geworfen werde, so man iemere zuoblaset, so er ie roter wirdet. ist ieht suarzes dorane. daz prennet daz fiur ôz. unte wirt luter. Der ander slahe iechant. der haizet cytrinus. der dolt nieth daz fiur. Der drite slath iechant déir heizit venetus.der dolt daz fiur. furnams [durchaus] nieht. Der rot iochant ist gout dem daz plut wirret. Er ist gout dem der in ein wrmegez [wurmiges = schlangenverseuchtes] lant vert. daz ungesunt ist. ober in mittimi hat [wenn er ihn mit hat].
[ Prüler Steinbuch (12. Jhdt.), zitiert nach Lüschen ]
er sterkt seinen traeger und benimt traurn und üppigz seufzen von dem herzen und macht den sicher, der in vremdeu lant fert, und sichert den menschen vor dem gemainen schelmentôt und vor vergift und vor slangen. er macht seinen tragaer got und der werlt genaem.
[ Konrad von Megenberg, zitiert nach Müller ]
Die Hyacinthen werden auf einem Steine zu einem unbegreifflichen Pulver abgerieben und zu allerhand Artzeneyen gebrauchet. Sie sollen gut seyn, das Hertz zu stärken, dem Gifft zu wiederstehen, freudig zu machen und das Zucken und Ziehen in denen Gleidern zu stillen. Allein, es bestehet alle Krafft dieses Steines darinnen, daß er alkalinisch ist, deshalben lindert und tilget er die Säure in dem Leibe, stillet den Durchlauff, und verstllet das Bluten. Auf ein Mahl wird ein halber Scrupel, bis auf ein Quentlein schwer da von gegeben. Cardanus schreibt diesem Steine besondere Tugenden zu wenn er meldet, daß er am Finger getragen das Hertz erfreue, den Schlaff befördere, die Pest vertreibe, den Donner abwehre, den Verstand schärfft und Ehre und Gunst zu Wege bringe. Glaublicher ist, daß die Tintur oder Essentz Hyacinthi das Haupt und Gehirn vortrefflich stärcke, eine gute Hertz=Stärckung abgebe, vor der Pest und anderen ansteckenden Kranckheiten bewahre, auch den Krebs heile. Ingleichen wird Hertzstärckende Lattwerge mit anderen kostbaren Simplicien daraus verfertigt, welche Confectio de Hyacintho heisset und gelb=röthlicht und frisch seyn, auch ihre rechte Dicke haben muß, wenn sie gut heissen soll. Und weil ein grosser Betrug damit vorgehet, soll man sie von aufrichtigen Materialisten und Apothekern, und nicht von denen Land=Streichern kauffen, welche solche mit Honig, Bolus und Metall nachmachen.
Der Name Hyazinth hat im Laufe der Jahrhunderte einen nicht unbedeutenden Bedeutungswandel mitgemacht. Ursprünglich stand roter Hyazinth für Rubin (= Karbunkel), blauer für Saphir, und gelber für gelben Korund. Bereits bei Konrad von Megenberg führt nur noch der gelbe Korund diesen Namen. Ende des 18. Jahrhunderts wurden unter Hyazinth die verschiedensten Farben und Steine subsummiert: Korund, Topas, Zirkon, Granat. Heute versteht man unter diesem Namen einen gelbroten oder roten Zirkon. Die ihm im Altertum zugeschrieben Wirkung, Aborte zu bewirken, ist von der Wurzel der gleichnamigen Heilpflanze übernommen, die als harntreibendes Mittel galt. Seine angebliche Kraft gegen den Blitz beruht wohl auf einer Verwechslung.
[ Gesner (1555, Vogelbuch, fol. 83b), zitiert nach Bächtold-Stäubli ]
Ein durchsichtiger Stein, in Gestalt eines Crystall und Groesse einer Bohnen, welcher in der Leber oder dem Magen eines Capaunen gemeiniglich vier oder neun Jahr hernach, nachdem er cappauner worden, gefunden wird, und von dem verhaltenen Samen, durch Huelffe der natuerlichen Hitze zusammenrinnen soll. Etliche sind auch von Farbe braunlicht, und mit Bluth=rothen Adern vermenget, aber gar rar und selten anzutreffen. Wenn dergelichen Stein im Cappaunen ist, soll er nicht mehr sauffen. Diesen Stein im Munde gehalten, soll wegen seiner solarischen Krafft streitbar und sieghafft machen.
[ Zedler (1733: Bd. 5 C-Ch, Sp. 691) ]
[ Zedler (1732: Bd. 1 A-Am, Sp. 448-450) ]
Marmarosch
Komitat im westlichen Ungarn, im Süden an Siebenürgen, im Osten an die Bukowina und Galizien,
im Norden an Galizien und das beregher, im Westen an das szathmarer und ugoclaer Komitat
grenzend, hat eine Fläche von 189 QMeilen mit 184470 Einwohnern. [...] Der Hauptreichthum
besteht in Steinsalz, daneben finden sich Gold und zahlreiche Bergkrystalle, von der
verschiedensten Größe, bekannt unter dem Namen marmaroscher Diamanten. Auch an Mineralquellen
ist das Land reich.
Das ehemalige Komitat Marmarosch (= Maramures) liegt heute im nordwestlichen Rumänien.
Zu den Wirkungen, die diesem Stein zugeschrieben wurden siehe unter den Stichworten
Diamant und Bergkristall.
[ Wunderlin (1991) ]