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Magische Kräfte
& wunderliche Entstehung der Steine
von diversen Scriptores berichtet
und im Volksglauben überliefert compilieret von
Julius Georg Friebe Custos Musei Naturalis Vorarlbergensis zu Dornbirn
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Amulett
Arab. hamalet = Anhängsel davon lat. amuletum, dt. Amulett (in Frankreich seit Ende des 16., im
Deutschen ab Anfang des 18. Jahrhunderts in Verwendung; mittelalterliche Synonyma: ligamentum,
ligatura, phylacterium; letzteres ist gleichbedeutend mit ahd. pleh, plehir (Amulette waren
damals vorwiegend aus Blech!), sonst ahd. zoubar (Zauber), später Angehenke.
[ Hörander (1985) ]
Amulett ist alles das, was sich die Menschen um den Hals oder irgend einen anderen Körperteil
anhängen oder auf irgend eine Weise anbinden, auch in den Kleidern bei sich tragen oder an
einem bestimmten Ort aufstellen, um Krankheiten zu vertreiben, die körperliche Verfassung zu
kräftigen, oder anderes zu gewinnen, mag dies geschehen auf anständige, erlaubte und natürliche
Weise oder auf superstitiöse (in Abfall oder Abweichung vom wahren Glauben). Im engeren Sinne
bezeichnet das Wort Amulett irgend einen Körper, der mit Charakteren, mit einem Bilde oder einer
bestimmten Figur gezeichnet ist, um sich mit Hilfe überirdischer Kraft außerordentlicher
Wirkung zu versichern.
[ M.F. Blumler (1710), zitiert nach Hörander (1985) ]
Achat
... war der achte Edelstein in Aarons Amt=Schildlein und pfleget derselbe die Augen mit vielerley
Farbe zu belustigen. Man sagt, er schaffe den Gesichten erwünschten Nutzen, und widerstehe
denen Scorpionen und Spinnen.
Unter dem Stichwort "Agat" :
Es ward ihm von diesn eine sonderliche Krafft dem Gifft zu widerstehen, zugeschrieben,
ingleichen das Hertz zu stärken. Allein diese Krafft bestund in der blossen Einbildung, und
alles, was dem Stein kan zugedacht werden, mag etwan sein, daß er alcalisch ist, und den
Durchlauff und das Bluten stillt, wie etwan die Corallen thun, wann er wie diese, zart gerieben
und eingenommen wird. Daß der Rauch von Achaten [sic!] ein Ungewitter vertreiben soll, ist wol
sicher mit unter die Aberglauben zu rechnen.
[ Zedler (1732: Bd. 1) ]
Jede Nacht, bevor sich der Mensch ins Bett legt, trage er den Achat offen durch sein
Haus, und zwar in Kreuzesform, einmal das Haus der Länge nach und dann der Breite nach
abgehend. Dann werden dort die Diebe ihre Absichten nicht durchführen können und
keinen Erfolg haben und beim Stehlen den kürzeren ziehen.
[ Hildegard von Bingen (zw. 1150 u. 1158) ]
Alectoria, Alectorius
siehe Kapaunenstein
Amethyst
Der eitle Aberglaube der Magier verspricht, diese Steine wirkten dem Rausch entgegen,
und daher hätten sie ihren Namen, und weiter, wenn man die Namen des Mondes und der
Sonne in sie einschreibe und sie zusammen mit den Haaren eines Hundskopfaffen und den Federn
einer Schwalbe um den Hals trüge, so schützten sie auch vor Giftmischerei; ja, sie
könnten einem dazu verhelfen, Zugang zu Königen zu finden, und auch dazu, Hagel und
Heuschrecken abzuwenden. Die Magier haben dies, denke ich, nicht ohne Verachtung und Spott
für das Menschengeschlecht niedergeschrieben.
[ C. Plinius Secundus d. Ä. ]
Weil dieser Stein dem Diamant an Härte gar nahe kömmt, und ein gleiches Wasser hat, wird er
offt durch Kunst auf die art wie der Sapphir weiß gemacht, und vor Diamanten verkaufft. Er
wird auch durch Betrug nachgemachtmit einer Viol=braunen Farb, oder einer dergleichen Folie
zwischen zween Crystallen versetzet. Oder man nimmt praeparirten Flinten=Stein, der fein blau
oder hell=braun ist, oder rötlicht, vier Loth, ordinaire Mennige 12. Loth, vermischet beyde
wohl untereinander, thut darzu der praeparirten Magnesiae 16. Gran, Zaffera 2. oder 3. Gran,
solches zusammen in einen Ofen gethan, und geschmoltzen, so bekömmet man einen schönen
Amethist. Oder: Nehmet zart pulverisirten Flintenstein 3. Quentchen, Nitri fixi 1.Quentchen,
Borrax 3. Quentchen,Tincturae Veneris 54 Gran, Tincturae Martis, Magnesiae von jedem 50. Gran.
Diese beyden Tincturen vermischet man erst wohl mit einander, denn thut man die andern Stücke,
nachmals den Fluß von Nitro und Borrax auch wohl vermischter dazu, setzt es in einen
Schmeltz=Tiegel in Wind=Ofen, gibt Anfangs gelind Feuer, bis es glüet, dann gibt man 2.
oder 3. Stunden starck Feuer, endlich giesset man es aus in Formen, und lasset es allmählig
kalt werden, damit es nicht reisse oder von einander springe.
[...]
Es soll der Amethyst vor der Trunckenheit bewahren, dahero ihn einige auf den Nabel legen,
andere am Finger tragen, wieder andere ihn reiben und einnehmen. Zugleich soll er die
Melancholey und bösen Gedancken vertreiben, wacker machen, und guten Verstand geben. Allein
diese Kräffte bestehen nur in der Einbildung. Er dienet vielmehr den Durchlauff anzuhalten
und die übermengte Säure in dem Magen zu dämpffen, wie andere Alcalina auch thun.
[ Zedler (1732: Bd. 1) ]
Asbest
Es kan auch das gröbste und kürzeste Theil, das nicht so gläntzend, noch gar schöne ist, und
als wie Baumwolle siehet, davon gesondert werden: Dieses läßt sich spinnen, und man kan
Leinwand daraus machen, welche im Feuer nicht verbrennet, sondern nur weisser und von aller
Unreinigkeit gesaubert wird. [...] Dieses ist dan derjenige Stein, woraus die alten Römer und
einige orientalische Völcker ihre unverbrennlich Leinwand gemacht haben, worinnen der Könige
und anderer Grossen Leiber verbrannt wurden, damit die Asche darinnen, unvermischet mit der
Asche des Holtz=Hauffens, möchte beybehalten werden.
[...]
Der Amianth wird zu ein und andern Artzenneyen genommen: man hält dafür, er widerstehe dem
Gifft der Zauberey, halte an, vertreibe und heile äußerlich die Krätze und Raute; er reiniget
auch sonsten, und dienet inerlich wi den Weissen Fluß, in Wein oder Brandewein genommen: in
den Apotheken, ist das Unguentum oder Ligamentum de Amianto wider den bösen Grind, es ist
auch eine Salbe davon, womit man die Hand salben, und nachmals das Feuer ohne Schaden
angreiffen soll.
[ Zedler (1732: Bd. 1) ]
Bernstein
Den Agtstein, es sey auf welche Weise es wolle, zu suchen, ist in dem Königreiche Preussen
niemandem erlaubet, sondern der König allein hat ein Monopolium dazu, welches ihm jährlich
ein sehr grosses einträget, und gemeiniglich unter Gewissen Gesetzen und Bedingungen verpachtet
wird, dahero gewisse Aufseher und Beamte dazu bestellt sind, so auf die Arbeiter und andere
acht zu haben, damit nichts entwendet, sondern alles in die dasige Bernstein=Kammer zu Schloß
eingeführet werde, da es denn jährlich an die Elbingische, Dantziger, und andere
Börnstein=Drechsler und Händler verkauffet wird.
[...]
Was es aber mit der Natur des Agtsteines vor eine Bewandniß habe, und woher sein Ursprung zu
führen sey ? da von sind gar verschiedene Meynungen unter den Gelehrten. Die Alten hielten
es vor ein Gemenge von Hartz und Gummi, das von denen Pappel=Bäumen, denen Fichten und denen
Tannen herab rinne, und welches durch einander von denen Winden in die Welt geführet, mit d
em Saltze vermischet, allda ausgearbeitet, oder vollkommen gemachet, und endlich durch die
Wellen an den Strand geworfen würde. Diese Meynung aber ist von denen Neuern verworfen
worden, welche alle mit einander schreiben, der Agtstein sey ein Erd=Hartz oder Safft, den
das Meer wegführete, und die Wellen an den Strand des Königreiches Preussen gejaget, allwo
er sich figire und hart werde, so wie man ihn zu sehen bekomme. Weil aber auch der Agtstein
in solchen Boden gefunden wird, doch gar sehr weit von dem Meere abgelegen ist, so kan man
billig zweiffeln, ob dann eben die See zur Formierung dieser Waare so gar nöthig sey.
Unterdessen können beyde Meinungen wohl vereinet werden, indem solches Erd=Hartz auch
gemeiniglich an solchen Orten gefunden wird, wo viel Fichten=Bäume stehen, von welchen es
gleichsam seine Nahrung haben kann. Dahero Boetius de Boot in seinem Buch von Edelgesteinen
p. 323 zwey= ja dreyerley Bernstein setzet, deren einer von denen Baum=Säfften, der andere
von dem Erd=Hartz, der dritte von Fettigkeit der Thiere (welche sich wohl einmischen) herrühret.
[...]
Insgemein halten sie den weißen vor besser und dahero auch vor theurer; Allein Ettmüller
lehret in seinen Anmerckungen über den Schroeder p. 434 daß die weisse Farbe dem Bernstein
von Natur nicht zukomme, sondern von dem Meer=Saltz herrühre; wie dann Schroederus schön
gezeiget hat, daß man den gelben leicht weiß machen könne, wann er in Saltz=Wasser gesotten
würde; weswegen in der Artzeney der gelbe und durchsichtige dem weissen vorzuziehen wäre.
Nur muß man zusehen, daß er nicht verfälschet sey, indem man solchen mit dem Gummi Arabico,
Copal, und Eyer=gelb nachzumachen suchet: welcher Betrug daran zu erkennen ist, daß der
aufrichtige Bernstein in grossen Stücken kömme, und klein zerhackt Stroh, wie der Magnet
das Eisen ziehe, welches derjenige, so aus Gummi nachgemacht ist, nicht thut, aus auch
kleinen runden Stücken bestehet ...
[...]
In der Artzney hat das Succinum wegen seines flüchtigen Safftes und Balsamischen Oels,
eine besondere Krafft, die scharffe, saltzige Lympham zu zertheilen und zu besänfftigen,
und dahero alle Flüsse und daher rührende Kranckheiten zu heben, als da sind der gantze
und halbe Schlag, die Schlaffsucht, Schwindel, Krampff und schwere Noth im Leibe, gegen
welche es nicht allein so roh, in den äusserlichen Räuchereyen, sondern auch innerlich
dessen Praeparata, als die Pillulae de Succino Cratonis, das praeparirte Succinum; dessen
säuerlichtes Sal volatile, Tinctur und Oel sehr dienlich sind. So hat es auch eine
anhaltende Krafft in gar zu vielen Harnen, Durchflüssen, Blutspeyen und Saamen=Fluß, gegen
welche die sogenannten Trochisei de Carabe sehr gut thun, absonderlich, weil einige Narcotica
dazu kommen. Hartmann bereitet einen Balsam daraus, welcher in allen angeführten Kranckheiten
von besonderer Würckung seyn soll. Adam Lonicer in seinem Kräuter=Buch p. 732 beschreibet ein
Praeservativ=Pulver aus dem Agtstein, wider die Flüsse und den Schlag, welches vieles vor ein
Geheimniß halten.
[...]
... welcher Name dem gelben Amber darum gegeben worden, weil er die Spreu an sich ziehet,
bevoraus, wenn er ein wenig in der Hand gerieben worden. Die Ursach dessen ist, daß die gantz
unvermercklich= und subtilen Theilgen der Materie durch die zwar geringe Wärme, die nach dem
Reiben zu folgen pfleget, in Bewegung gerathen sind, dannenhero auf allen Seiten heraus und in
die Höhe fahren, so weit ihr Umkreiß nur zureichen kan; dieweilen sie die Bewegung nach und
nach verliehren, je weiter sie von ihrem Centro kommen, so werden sie gar balde unmächtig und
schwach, und wieder von der Lufft zurück getreiben. Wenn sie nun auf der Rückkehr sind, so
hängen sie sich, vermittelst ihres klebrigen Wesens an die Spreu und andere leichte Dinge, die
sie unter Weges antreffen, und zerren sie mit sich zurück auf den Agtstein.
Bernsteinerner Brenn=Spiegel
Diese Brenn=Spiegel, welche viel schneller im Brennen und Pulver=anzünden sind, als die
gläsernen, sind zuerst an. 1691 im Junio von Christian Porschinen, berühmten
Bernstein=Arbeitern in Königsburg wohnhafft, erfunden, anfänglich in einer Preußischen
Sechsers oder ausländischen zwey guten Groschen=Stückes Grösse verfertiget; dabey er auch
Brillen=Gläser von Bernstein, dergleichen wie der Brenn=Speigel vorhin nie gesehen worden,
sehr künstlich zu machen weiß. Dieses ist aber bey dieser neuen Erfindung zu mercken, daß
der Künstler den Bernstein auf eine besondere Art zuzurichten, und ihm die Durchsichtigkeit
zu geben weiß: Und ob er gleich solches als ein Geheimniß einige Zeit verborgen gehalten,
so sind dch welche dahinter gekommen, daß er den allbereit beschliffenen und polirten
Bernstein in Lein=Oel mir sanfftem Feuer so lange siedet, biß er seine gelbe Farbe verlohren,
und hell und klar worden, welches die Bernstein=Arbeiter sonst auch bey Reynigung derer
Corallen zu thun pflegen. Durch welches Sieden dann dem Bernsteine das überflüßige Oel,
welches die Durchscheinigkeit hindert, benommen, auch zugleich einem Glase ähnliche Gestalt
zu wege gebracht wird.
[ Zedler (1732: Bd. 3) ]
© 1999 J. Georg Friebe
c/o Vorarlberger Naturschau Dornbirn
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